· 

Lerncoaching (2) - Wie Sie Ihre Schüler*innen beim Lernen unterstützen

Schüler*innen sind häufig gewohnt, sich mit ihren (vermeintlichen) Defiziten auseinanderzusetzen. Oft spielen in ihrem Schulleben Misserfolgserlebnisse eine größere Rolle als Erfolge.

 

Mit der Lerncoaching-Methode "Schatzsuche" (Grundschule + Sek I) bzw. "Ressourcenblick" (Berufliche Schulen + Sek II) unterstützen Sie Ihre Schüler*innen, dieses negative Erleben auf den Kopf zu stellen.

 

Welche Bezeichnung Sie für das Coaching wählen - "Schatzsuche" oder "Ressourcenblick" -  richtet sich nach dem Alter Ihrer Schüler*innen. Als Lerncoach bieten Sie ihnen die Methode an, damit sie den Blick - weg von Defiziten - auf ihre Lernerfolge richten, um zielgerichtet ihre Ressourcen und Stärken zu nutzen. 

Die Schatzsuche / Der Ressourcenblick

Erklären Sie altersgemäß, dass

  • die Klasse/der Kurs in dieser Stunde auf Schatzsuche nach positiven Lernerfahrungen gehen bzw. ihren (Ressourcen-) Blick für Lernerfolge schärfen wird,
  • es darum geht herauszufinden, welche Faktoren, eigenen Stärken bzw. Ressourcen zum Lernerfolg geführt haben,
  • diese Faktoren und Ressourcen in einer Lernschatztruhe/einem Ressourcenpool (auf Karteikarten) gesammelt werden,
  • die Lernschatztruhe/der Ressourcenpool für alle Schüler*innen Möglichkeiten eröffnet, um mit dem eigenen Lernen voranzukommen.

Ablauf

1. Geben Sie ein Beispiel für eine positive Lernerfahrung:

Leonie hat sich ausgerechnet, wie viele Tage es bis zur nächsten Mathearbeit sind. Sie hat ihre Lehrerin gefragt, was drankommt, und den Stoff zum Lernen auf die Tage aufgeteilt. Den Abend vor der Mathearbeit ist sie früh zu Bett gegangen, so dass sie ausgeschlafen in die Schule kam.

Die Mathearbeit fiel besser aus als gewöhnlich.

 

2. Schließen Sie eine Auswertung des Beispiels im Klassengespräch an:

Erfolgsversprechende Faktoren: Zeitliche Organisation des Lernstoffes auf ein Ziel hin (Klassenarbeit). Mut, die Lehrerin zu fragen, was drankommt. Ausgeschlafen sein für die Klassenarbeit.

Reflexion:

Nicht immer führen diese Faktoren 1:1 zum Erfolg, aber sie erhöhen die Chance! 

Weiterdenken des Beispiels:

Was kann man tun, wenn man

  • merkt, dass man den eigenen Zeitplan nicht einhalten kann?
  • aus Angst vor der Klassenarbeit nicht einschlafen kann?
  • glaubt, Mathe sowieso nicht zu können?

Abschlussreflexion:

Nicht ausschließlich Lerntechniken (im Beispiel: Lernzeitorganisation) führen zum Erfolg, auch andere Faktoren / Stärken / Ressourcen spielen eine Erfolgsrolle. Bezogen auf das Beispiel können das sein:

  • Mut, die Lehrkraft zu fragen, was drankommt, oder andere um Hilfe zu bitten (Mitschüler*innen, Verwandte, Freunde...), wenn man an eigene Grenzen stößt, 
  • genügend Schlaf (früh genug zu Bett gehen, heiße Milch mit Honig / Schlaftee trinken, Atemübungen machen ...),
  • Reflexion des Glaubenssatzes "kann das sowieso nicht" und daraus lernen bzw. den Glaubenssatz relativieren (Warum glaube ich das? Wer sagt das oder hat das in der Vergangenheit gesagt? Wann konnte/kann ich Mathe aber doch? Ausnahmen erkennen!).  

3. Geben Sie den Arbeitsauftrag:

Fordern Sie nun altersgerecht mit klarem und am besten visualisiertem Arbeitsauftrag zur Schatzsuche/zum Ressourcenblick auf. 

 

4. Erläutern Sie die Vorgehensweise "Think-Pair-Share"

(erst einzeln mit Notizen - dann im Austausch zu zweit - danach im Plenum). Unterstützen Sie diese Phasen mit "Fragen statt Sagen" und halten Sie im Plenum die positiven Ergebnisse auf einzelnen Karteikarten fest (Schatzkarten / Ressourcenkarten). Diese werden in der Lernschatztruhe bzw. im Ressourcenpool gesammelt.

Die Lernschatztruhe / Der Ressourcenpool

Arbeiten Sie kreativ mit den Schatzkarten/Ressourcenkarten in der Klasse/im Kurs (z.B. zieht jede*r Schüler*in eine Karte, testet den spezifischen Erfolgsfaktor bewusst in einem bestimmten Zeitraum und berichtet über die gemachten Erfahrungen).

Die Karten eignen sich außerdem gut für Einzelcoachings, wenn Schüler*innen Ihre 1:1-Begleitung brauchen.

Die Ressourcenbrille

... steht Ihnen sicherlich gut! Auch Ihr Blick wird im Lerncoaching ausschließlich positiv auf Ihre Schüler*innen gelenkt. Oft ergeben sich neue Beziehungschancen im Lehrer*in-Schüler*in-Verhältnis, die allen wohltun ("Beziehung statt Erziehung").