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Ihr Einstieg ins Lerncoaching - Wie Sie Ihre Schüler*innen beim Lernen unterstützen

Manche Schüler*innen erleben in der Schule immer wieder das Gleiche:

 

Bea ist fleißig und verhaut trotzdem die Klassenarbeit. Flori schiebt sein Referat bis zum letzten Tag auf und kassiert eine schlechte Note, weil die Zeit zur Vorbereitung nicht gereicht hat. Marie ist sich sicher, sie kann alles, doch in Prüfungssituationen kommt sie schnell an ihre Grenzen. Leon macht seine Hausaufgaben nicht, obwohl er sich das fest vorgenommen hat. Rike beteiligt sich kaum am Unterricht, obwohl sie es könnte und sie weiß, dass darunter ihre mündliche Note leidet. Konstantin hasst Physik und schwänzt die Stunden ...

 

Die Liste zeigt Schwierigkeiten rund um das Lernen, und sie ließe sich unendlich fortsetzen. Viele Schüler*innen reflektieren ihr Lernverhalten nicht ausreichend, verfügen nur über ungenügende Lernstrategien und setzen sich keine konkreten Ziele, um im Lernen besser zu werden. Sie verstehen weder ihre Misserfolge noch ihre Erfolge. Stattdessen sind sie entmutigt, frustriert, nicht selten sogar depressiv oder aggressiv. Sie brauchen einen Lern-Coach. Das können Sie sein!

Was macht ein Lerncoach?

Sie fördern Ihre Schüler*innen, sich selbst als Lerner*in gut kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Dazu wechseln Sie die Rolle. Sie geben Ihre Rolle als Fachlehrer*in und Wissensvermittler*in auf und konzentrieren sich mit Ihren Schüler*innen auf deren individuellen Lernprozess - partnerschaftlich, auf Augenhöhe. Nicht Sie sagen, 'wo es lang geht', die Schüler*innen suchen und finden ihren (Lern-) Weg selbst. Darin unterstützen Sie sie mit der Haltung eines Coaches, indem Sie ihre Stärken stärken und ihre Potenziale entfalten helfen - Defizite stehen nicht im Vordergrund. Das schaffen Sie mit den Augen und Methoden eines Coaches. 

Mini-Serie Coachingtipps hier im Blog

Ich unterstütze Sie in diesem und den nächsten Blogartikeln mit Coachingtipps, die Sie ausprobieren können, im Klassencoaching oder beim Einzelcoaching, z.B in Ihren Verfügungsstunden oder im Unterricht oder indem Sie ein Lerncoaching-Modul für die Schule entwickeln (dann werden Coaching-Einheiten in Ihrem Klassenteam aufgeteilt und bedarfsweise sowie zeitlich abgestimmt in die gemeinsame Klasse eingebracht!).

Lerncoaching - Tipp 1

Suchen Sie mit den Schüler*innen nach Lern- bzw. Lernproblemthemen, die für sie bedeutsam sind. Werden Sie sensibel für die Lernhürden, Stolpersteine und Lernerfolge Ihrer Schüler*innen. Darin stecken Themen für gezieltes Lerncoaching. Sorgen Sie dafür, dass jede Lerncoaching-Einheit ein konkretes Ergebnis hat, sodass die Schüler*innen eine Lernstrategie ausprobieren bzw. ein persönliches Lernziel erreichen können. Haken Sie nach. Was hat geklappt? Was nicht? Warum nicht? Begleiten Sie den Suchprozess der Schüler*innen nach ihrem "Lernschlüssel".

 

Methode "Lernbild"(*s.u.)

Arbeitsauftrag ( Formulierung an Schülerklientel anpassen):

Stellt bildlich dar, wie Ihr lernt. Findet Symbole bzw. Symbolbilder dafür, wann (unter welchen Bedingungen) Euch das Lernen leichtfällt und wann schwer. Zeichnet die (Symbol-) Bilder oder klebt sie auf, beschriftet oder verbindet sie, so wie es Eure Art zu lernen am besten trifft. Gestaltet in Eurem Bild Euren (Lieblings-) Platz beim Lernen (Wo seid Ihr? Wie sieht es dort aus? Welche Dinge benötigt Ihr? Wer hilft?).

 

Bilder können als Einzel- oder Gruppenarbeit erstellt werden. Legen Sie Materialien parat. Die Einzel- oder Gruppenbilder hängen Sie im Anschluss auf und besprechen sie ( "Was fällt Euch auf?" / Entdecken Sie mit den Schüler*innen, mit welcher Lernstrategie sie welcher Lernschwierigkeit begegnen könnten!? / Welche Ideen möchtest Du für Dein zukünftiges Lernen aufnehmen?" / Womit fängst Du an? / Wann?). Danach schreibt sich jede*r Schüler*in das persönliche Ergebnis dieses Coachings auf, am besten in ihr*sein Lernbegleitheft ("Logbuch").

 

In Corona-Zeiten läuft es eher auf Einzelarbeit hinaus, eventuell als "Startbild Lernen" im persönlichen Lernbegleitheft. Die "Lernbilder" können in die Kamera gehalten, beschrieben und wie oben ausgewertet werden. Teilen Sie den Schüler*innen vor der Video-Schalte mit, welche Materialien sie bereithalten müssen. Organisieren Sie u.U. Breakout-Rooms, wo Austausch und gegenseitige Inspiration stattfinden kann. 

Ihre Aufgaben als Lerncoach

  • Sorgen Sie für eine gute Vorbereitung des Coachings mit der Methode "Lernbild" (Materialien, Ablauf).
  • Unterstützen Sie die Schüler*innen nicht mit eigenen Ideen, sondern mit Fragen zu ihrem Lernverhalten, fragen Sie nach Bespielen und fragen Sie nach, um Reflexion anzuregen und zu vertiefen ("Fragen statt Sagen!").
  • Zeigen Sie echtes Interesse. Achten Sie auf Ihre positive Körpersprache (freundlicher Blickkontakt, Lächeln...) bzw. nutzen Sie positive Signale während der Videokonferenz (Daumen hoch, Smileys etc.).
  • Vertrauen Sie der Kreativität und dem Reflexionsvermögen Ihrer Schüler*innen. Mit der Zeit kommen sich alle selbst 'auf die Schliche'.
  • Legen Sie Ihre Rolle als Lehrkraft auf diese Weise vollständig ab, begreifen Sie sich als Impulsgeber*in, Unterstützer*in, Kraftspender*in, Schatzsucher*in ... ("Beziehung statt Erziehung").

Genießen Sie Ihre neue Rolle als Lerncoach!

 

 

*nach einer Idee von Hanna Hardeland