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Schulöffnung gut gemacht- menschlich, organisatorisch und zukunftsorientiert

Noch ist genügend Zeit, um die anstehende Schulöffnung gut vorzubereiten. Dabei können unumgängliche Notwendigkeiten und kreative Ideen ineinandergreifen. Mein Vorschlag ist, drei Ebenen im Blick zu halten.

1. Beziehungsebene

Die Corona-Krise hat unser aller Leben verändert. Manche von uns sind nachdenklicher geworden, manche wurden erschüttert oder fühlen sich verstört. Jedem Gefühl gebührt Respekt innerhalb der Schulgemeinschaft. 

 

Wenn wir uns nach der Zeit der Schulschließung und ausschließlich virtueller Treffen nun wieder in Fleisch und Blut begegnen, ist es "doppelt" wichtig, gut zuzuhören und niemanden mit persönlichen Fragen zu bedrängen. Wir alle - Kolleg*innen, Schüler*innen und Eltern - brauchen in erster Linie einen achtsamen und empathischen Umgang miteinander. Dazu gehört mehr denn je, offen für Wahrnehmungen und Realitäten von anderen zu sein.

  

Professionelle Supervisionsangebote zur Thematisierung der Krise, d.h. Gesprächsangebote zum freiwilligen Austausch über Bedeutung und Erfahrungen mit "Corona", können zusätzlich hilfreich sein. Dank Selbstreflexion und persönlicher Verarbeitung können eigene Gesprächs- und Unterrichtsangebote zum Thema dann authentisch und sicher gelingen.

2. Schulorganisation

Schulorganisatorisch müssen die Abstandsregeln und die Hygienemaßnahmen umgesetzt sowie die sukzessive Öffnung der Schule für bestimmte Schüler*innen gewährleistet werden, beginnend mit den Prüfungs- bzw. Abschlussklassen.

 

Hier geht es in erster Linie um das "Tische- und Stühlerücken", um genügend Seifenspender bzw. Desinfektionsmittel sowie um Unterricht in halbierter Schülerzahl und angepasstem Stundenplan. Tücken tun sich im Detail und an jeder Schule etwas anders auf. Hilfreich ist vor allem der Mut aller Beteiligten

  • zur Lücke ( im wahrsten Sinne! ),
  • zu unkonventionellen Entscheidungen ( jede*r Schüler*in bringt eine Seife selbst mit ),
  • zu anderen Lernformen ( z.B. Unterricht findet parallel analog und digital statt ),
  • zur Gestaltung neuer Laufwege im Schulgebäude ( um Begegnungen auf engen Fluren weitestgehend zu vermeiden ).

Wichtig ist, die Schulgemeinschaft größtmöglich am Prozess zu beteiligen, d.h. Ideen generieren, sich auf Lösungen einigen und diese umsetzen. Das stärkt die Gemeinschaft und die Verbindlichkeit.  

3. Zukunftsorientierung

Hat nun die Corona-Krise gezeigt, dass die Digitalisierung der Schlüssel für eine zukunftsfähige Schule ist?

 

Angeblich ja, angeblich nein. Befürworter*innen und Gegner*innen werten gerade Homeschooling und E-Learning für die jeweils eigene Sicht aus.

 

Einerseits scheint es augenfällig geworden zu sein, welche Vorteile digitale Lernangebote haben, zumal wenn physisches Abstandhalten oberstes Gebot ist. Passgenaue Lehrangebote für individuelle Lernstände sowie projektorientiertes und fächerübergreifendes Arbeiten seien mithilfe von Bildungs- Apps, -Clouds,

-Games und -Platforms zeitgemäß, zielführend und zukunftsweisend.

 

Andererseits scheint sich bewahrheitet zu haben, wie sehr Bildung mit realer Begegnung und Beziehung verknüpft ist. Digitale Werkzeuge könnten keine Lehrperson ersetzen, die ihre Schüler*innen individuell fördert, fordert und ihnen hilft herauszufinden, wo ihre Interessen und Talente liegen.

 

In meinen Augen zeigt sich eine Schule erst dann zukunftsorientiert, wenn sie sich als Schulgemeinschaft so zu organisieren weiß, dass sie Zukunftsfragen (wie diese) gemeinsam erörtert und mit verschiedenen Lösungen experimentiert. Zukunftsorientierung heißt für mich, Pioniergeist zu entwickeln. Wenn noch niemand Antworten verbindlich vorgibt, nicht warten, sondern anpacken und gemeinsam gestalten.

 

Werte wie Gemeinsinn, Zusammenhalt und Verantwortung sind zurzeit sehr präsent in unserer Gesellschaft. Die Vorteile von Abstimmung, Zusammenarbeit und gegenseitigem Schutz ebenfalls. Das Bedürfnis nach einer guten Schulgemeinschaft könnte deshalb gewachsen sein.

 

Gerade jetzt erscheint es mir sinnvoll, mit der Schulöffnung auch Maßnahmen zu ergreifen, mit denen die Schulgemeinschaft gestärkt und weiter entfaltet werden kann. Die Corona-Krise ist noch nicht bewältigt, weitere schwierige Herausforderungen könnten folgen. Wir brauchen vielfältige Sichtweisen, Ideenreichtum und solidarisches Handeln in der Schule.  

 

Wie zukunftsfähig ist Ihre Schulgemeinschaft? Welche Strukturen, Events, Foren, Gruppen, Projekte, Kommunikationswege oder Beteiligungsformen würden die Handlungsfähigkeit und Solidarität Ihrer Schulgemeinschaft fördern?